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Partizipation…und nu kommst Du!

So kann es gehen, da habe ich die letzten Wochen soviel damit zu tun gehabt, politisch aktiv zu sein, dass mir die Zeit gefehlt hat, hier etwas davon zu schreiben… Na gut, dann eben gleich einen Rundumartikel versuchen, in der Hoffnung, das Meiste dabei zu erwähnen 😉

Eines zieht sich aber durch alle Themen der letzten Wochen: Partizipation, Bürgerbeteiligung oder politische Teilhabe für die Bürger…

Angefangen mit der neuen Internetpräsenz der Gemeinde Scheeßel. Die SPD Fraktion hatte ja gleich zu Beginn der Legislatur als eines der Hauptthemen für unsere Arbeit der kommenden fünf Jahre „Das gläserne Rathaus“ auf die Agenda gesetzt. Der erste Antrag damals lautete folgerichtig, in den Ausschüssen sogenannte „Fachkundige Bürger“ zuzulassen. Diese fachkundigen Bürger können von den Fraktionen in den entsprechenden Fachausschuss entsendet werden um dort zu den politischen Diskussionen ihr Fachwissen einzubringen. Diese Fachkundigen hätten zwar kein Stimmrecht, das bedeutet also, dass bei den Abstimmungen jede Fraktion die ihren Platz für einen Bürger frei macht, auf ihre Stimme verzichtet. Uns ist und war es aber wichtiger auf der Basis von echtem Sachverstand zu diskutieren und die Bürger der Gemeinde in diese Diskussionen einzubeziehen. Dieser Antrag wurde damals aber mit der Mehrheit der CDU abgelehnt. Einige Zeit später haben wir dann beantragt, einen Bürgerinformationsdienst auf der offiziellen Internet Seite der Gemeinde einzurichten, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu beteiligen und rechtzeitig über anstehende Entscheidungen im Rat zu informieren, damit die Bürger bei Themen die sie betreffen entsprechend ihre Meinung dazu sagen können. Auch dieser Antrag wurde im ersten Anlauf rund-weg von der Mehrheitsfraktion abgelehnt. Darauf hin hat sich ein einzelner Bürger daran gemacht, alle öffentlichen Sitzungen auf seiner privaten Webseite anzukündigen und hinterher zu dokumentieren. Er ist also zu jeder öffentlichen Sitzung erschienen und hat alles mitgeschrieben, was innerhalb dieser Sitzungen gesagt wurde und hat dies im Anschluss meist sachlich korrekt auf seiner privaten Seite veröffentlicht. Dies hatte leider zur Folge, dass unsere Verwaltungschefin gegen diese private Internetseite vorgegangen ist und mit -nennen wir es mal vorsichtig- kreativen Mitteln und Begründungen dafür gesorgt hat, dass dieser engagierte Bürger seine Seite unter anderer Domain und nur mit Login Zugangshürden weiter betreiben konnte. Warum denn nun überhaupt diese Ablehnung jeglicher Bürgerbeteiligung? Dazu habe ich vor einiger Zeit bereits einen Artikel geschrieben: Politik=Frust?

Inzwischen wurde aber wenigstens ein Bürgerinfodienst auf der offiziellen Scheeßel Seite eingerichtet und Bürger können sich nach „nur“ 4-5 Klicks über die anstehenden Sitzungen im Rathaus Scheeßel informieren. Wer also die Muße hat und sich über scheessel.de über Rathaus&Politik zu Bürgerinfodienst und schließlich zum Sitzungskalender durch gearbeitet hat, der darf sich damit belohnen, die Inhalte der anstehenden Sitzungen aus drei verschiedenen Variationen von Einladungen heraus zu finden. Wir waren, als uns dieser neue Bürgerinfodienst vorgestellt wurde auch wirklich zuversichtlich, dass unsere Verwaltung diesen ganzen Aufwand ja sicherlich nicht betrieben hat, um die neue Plattform jetzt ungenutzt zu lassen… doch schade, klickt sich der interessierte Bürger durch diesen langen Weg zur Info, vielleicht aktuell auf der Suche nach Details zur nächsten Ausschusssitzung Wirtschaft/Tourismus/Kultur und Heimatpflege, in dem ein renommierter Planer uns das Thema „Bürgerbus“ genauer vorstellen wird, bekommt er im Moment (Stand 14.06.2011) das hier zu sehen:

Im Bild habe ich einmal die Symbole am Rand benannt, damit jeder erkennt, dass genau diese Informationen wegen derer der interessierte Bürger überhaupt bis zu diesem Kalender durch klickt, bei den wirklich für die meisten Scheeßeler interessanten oder sogar wichtigen Sitzungen, fehlen.

Warum nur wird in Scheeßel alles daran gesetzt, den Bürger von öffentlichen Sitzungen fern zu halten? Im Falle der Sitzung am 27.06.2011 zum Beispiel, könnte man vermuten, dass es etwas damit zu tun hat, dass das Thema „Bürgerbus“ auf Antrag der Oppositionsfraktionen überhaupt behandelt wird. Der Referent Herr Stempel kommt auf Einladung der SPD Fraktion nach Scheeßel und zum Gelingen dieses Bürgerbus Projektes ist eine hohe Bürgerbeteiligung von Anfang an sehr wichtig. Die Bürgermeisterin hatte sich sehr darüber echauffiert, als ich ihr mitteilte, dass wir eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Thema Bürgerbus planen und mir vorgeworfen, wir würden daraus ein parteipolitisches Thema machen. Tatsächlich ist es aber auch Parteipolitik, Themen die von Seiten der SPD, der Grünen oder der „Freien“ kommen, als Verwaltungssache zu behandeln, Themen der CDU aber immer auch deutlich als CDU Sache zu titulieren… Oder ist das vielleicht nur mein Eindruck?

Noch wichtiger ist es, dass zur Ratssitzung am 30.06. genauere Informationen zu den Inhalten der Sitzung bekannt gemacht werden, denn das ist die letzte Ratssitzung vor der Kommunalwahl und Bürger, die ihre Entscheidung für die Kommunalwahl am 11.09.2011 anhand von tatsächlicher Ratsarbeit der aktuellen Mandatsträger fällen wollen, statt aufgrund von Wahlkampfsprüchen, die haben dann die letzte Gelegenheit dazu.

Wenn also der, von uns immer wieder ernst genommene und ins Rathaus getragene, Ruf nach mehr Partizipation und Bürgerbeteiligung in Scheeßel, wirklich ernst gemeint ist, dann freue ich mich darauf, diejenigen die sich tatsächlich beteiligen wollen in den nächsten Wochen im Rathaus zu treffen. In einer Demokratie entscheiden Mehrheiten, wer also die Politik ändern will, der muss an den Mehrheiten etwas ändern…

Noch ein Hinweis in Fraktionspolitischer Sache… Die SPD Fraktion im Gemeinderat Scheeßel hat jetzt auch eine eigene Facebookseite Wer also über Sitzungen und Themen informiert sein möchte, ohne dafür stundenlang durch die Hürden der offiziellen Seite oder das leider zum Selbstschutz des Betreibers nötige Login des engagierten Bürgers, zu klicken, der kann ja einfach auf den „gefällt mir“ Button oben auf der Seite dort klicken, dann wird er laufend über Sitzungen und Inhalte der Sitzungen informiert. Leider auch nur im Rahmen des von unserer Bürgermeisterin erlaubten, denn sie kontrolliert alles und wenn ihr nicht passt was da steht, dann findet sie immer irgend einen Weg, öffentliche Information zu unterbinden… selbst auf Pressemitteilungen in denen wir uns erfreut über eine Entscheidung im Verwaltungsausschuss geäußert haben, hat sie uns darauf hingewiesen, es stünde uns nicht zu, dies zu tun… Wenn wir allerdings öffentlich etwas gefragt werden, dann dürfen wir antworten, das bedeutet für die Bürger in Scheeßel, die eine Frage auf der Facebookseite stellen, dass wir diese auch beantworten soweit möglich. Auch können wir Anregungen und Hinweise die uns die Bürger unserer Gemeinde dort hineinschreiben aufnehmen und weiter tragen. Das ist für uns ein Teil Bürgerbeteiligung und daher hoffen wir natürlich auf viele Menschen, die dieses Medium nutzen, um die Politik in Scheeßel mit zu gestalten.

 

Für was steht nochmal das „Social“ in Social Media Marketing?

Nun bin ich ja schon seit einigen Jahren als freie Marketing Beraterin in der großen Welt der Märkte unterwegs. Neue Wege erkunden auf denen potenzielle Kunden erreicht werden, immer überall Augen und Ohren offen für Strömungen und Trends. Was haben wir nicht alles schon für tolle Möglichkeiten erlebt, den Menschen unsere frohe Botschaft: „Hier kommt das Produkt ohne das du nicht mehr weiterleben möchtest!“ zu verbreiten. Waren wir vor einigen Jahren noch auf Zeitungsanzeigen, Flyer oder wenn´s ein bisschen mehr kosten durfte auch Radio und Fernsehspotts beschränkt, hat die Möglichkeit für „kost fast nichts“ zu telefonieren, den direkten Kontakt zum potenziellen Käufer möglich gemacht. Was der Versicherungsvertreter schon immer praktiziert hat, nämlich die direkte Ansprache, wurde damit auch für andere Anbieter interessant. Zu Anfang hat ja auch alles gut funktioniert. Die Angerufenen hörten interessiert zu, Termine wurden vereinbart und aus Interessierten wurden Kunden. Oft fühlten die Leute sich sogar ein wenig geschmeichelt, dass sie so höflich angesprochen wurden. Doch dann entstanden Call Center, es wurden Adressen zusammen gekauft aus allen möglichen Gewinnspielen und anderen Quellen, diese wurden stumpf abtelefoniert. Egal ob jemand sich für das per Telefon beworbene Produkt in irgendeiner Weise interessierte oder nicht, gnadenlos, rücksichtslos, penetrant klingelt seit dem jedes Telefon in unserem schönen Land X Mal am Tage und irgendein (meist nicht einmal der deutschen Sprache wirklich mächtiger) Anrufer, will sein ach wie unglaublich tolles Angebot loswerden. Das Ergebnis… ruft heute noch ein Anbieter seine Kunden an, um ihnen eine Veränderung oder etwas Neues mitzuteilen, läuft er Gefahr, das er von der anderen Seite der Leitung angeblafft wird, was ihm einfallen würde überhaupt diese Telefonnummer zu wählen. Schöne Möglichkeit zur Kundenkommunikation kaputt.

Dann haben wir die interessanten Möglichkeiten des Internets entdeckt. E Mail Marketing, wie toll. Schreiben wir doch mal alle diejenigen an, die eine E Mail Adresse haben und machen auf unser tolles Produkt aufmerksam. Bei den Mails hat der Angeschriebene ja schließlich die Möglichkeit, das Angebot einfach zu löschen wenn´s ihn nicht interessiert. Der Responds wird uns schon zeigen, ob unter den E Mail Adressen die wir so haben auch unsere Zielgruppe vertreten ist. Aber auch hier waren schnell tolle neue Helferlein im Einsatz, große Datenbanken, mit unendlich vielen E Mail Adressen konnten mit tollen Automationstools gefüttert werden, so dass innerhalb kürzester Zeit jedes virtuelle Postfach vor lauter Werbemails geplatzt ist und kein Mensch sich mehr die Zeit nehmen konnte, zu sortieren: Was ist eine echte Information für mich und was ist einfach nur Spam? Wieder ein schönes Instrument zur Kommunikation mit der Zielgruppe kaputt.

Heute bewegen wir uns also im Web2.0 auch das Social Web genannt, aber wofür steht da denn nun das Social? Es steht für Soziale Kontakte, Soziale Kommunikation, Zwischenmenschlichkeit! Im web2.0 wird miteinander kommuniziert. Ob nun ein Single hier seine Zukünftige findet oder der einsame Stubenhocker bei virtuellen Partys den Tiger gibt, jeder kann mit jedem in Kontakt kommen. Natürlich ist das auch eine tolle neue Möglichkeit mit potenziellen Kunden in Kontakt zu kommen, ebenso ist es im 2.o sehr viel einfacher, mit seinen Kunden zu kommunizieren. Kunde kann, wenn er seinem Anbieter etwas mitteilen möchte auf direktem Wege Kontakt aufnehmen und Anbieter hat hier die Chance, aus einer Reklamation eine Reklameaktion zu machen, in dem er auf die Kritik seines Kunden wirklich eingeht. Bewegt sich der Anbieter aufmerksam im Web2.0 findet er seine Zielgruppe und kann sich mit ihr vernetzen. Mit etwas Geduld und Aufmerksamkeit entsteht also eine Gruppe von Kontakten, die sich sogar freut, wenn der Anbieter Informationen über sein Angebot versendet. Ob jetzt eine Fanseite bei Facebook oder eine spezielle Interessen Gruppe bei Xing, hier sammeln sich diejenigen, die sich für ein bestimmtes Thema wirklich interessieren. Hier kann Anbieter aber auch nach lesen, ob´s womöglich Kritik am Produkt gibt, ob vielleicht Änderungen am Produkt gewünscht sind und er findet hier auch Anregungen/Ideen was als Ergänzung zu dem bestehenden Produkt vorgeschlagen wird. Es ist also im Social Web nicht mehr nötig, aus dicken Rohren auf´s Volk zu ballern. Dafür muss allerdings geduldig vorgearbeitet werden, denn die Zielgruppe will entdeckt werden. Vertrauen will gewonnen werden und oft genug muss auch das Interesse erst einmal geweckt werden, für ein Produkt das bisher vielleicht noch gar niemand kannte. Das kann dauern, das geht nicht automatisch und auch die tollsten Helferlein, die jetzt natürlich wieder wie Pilze aus der Platine wuchern, können einem nicht diese wichtigen Schritte der Vertrauensbildung abnehmen. Ich borge mir mal den Leitspruch der Xing Ambassador Gruppen: Persönliches zählt, Geschäftliches ergibt sich! Genau das ist Social Media Marketing.

Interessiere dich für deinen Kunden, dann wird er sich auch für dein Produkt interessieren! Umgekehrt wird es sonst nur wieder das gleiche Elend das wir Marketing Leute die letzten Jahre mit all den schönen neuen Marketing Werkzeugen erleben mussten… Keiner will´s mehr hören, lesen oder sehen, weil alle satt sind von Informationen die sie nicht wollten oder brauchen. Hierzu auch ein Beitrag mit dem Titel „warum ich nicht mehr twittere“ in dem Gitte Härter sehr treffend beschreibt, was viele im Social Web falsch machen.

Schau mal im Cluetrain Manifest nach, hier sind einige wichtige Punkte zum Social Web sehr gut beschrieben.