Die Ampel ist Schuld

Hallo Leser, war ja klar, dass du bei der Überschrift mal reinschaust. Der Ausspruch ist schließlich ein Garant dafür, dass „Das Volk“ zustimmend lauscht. Mehr braucht es heutzutage nicht, um die Aufmerksamkeit zu bekommen und als „Nicht-Ampel-Partei“ Wählerstimmen abzusahnen. So wundert es auch nicht, dass Medienschaffende diese Stimmungslage aufgreifen und nutzen. Wer gelesen werden will, braucht nun einmal Leute die lesen und wer gehört werden will, braucht Zuhörer. Wer in Talkshows eingeladen werden will, muss ebenfalls sagen, was die Einschaltquote erhöht. „Die Ampel ist Schuld“ in allen möglichen Variationen funktioniert da einfach super, ganz ohne konkret zu formulieren wie oder warum, geschweige an was denn nun genau.

„Sie streiten wieder!“

Die andere ewig gleiche Leier, mit der alles gesagt zu sein scheint. Wehe dem der wagt, zu hinterfragen, ob es nicht vielleicht genau der Auftrag ist, den die Wähler der aktuellen Regierung gegeben haben: Streitet aus euren unterschiedlichen Richtungen darum, für meine Interessen, meine Sorgen, meine Probleme und meine Steuern die richtigen Antworten, Lösungen zu finden. Ok, vieles was aus diesen Streitereien oder demokratischer ausgedrückt, dem Ringen um die beste Lösung, ans Licht der Öffentlichkeit kommt, finde ich auch blödsinnig. Doch ich bin eine von 84 Millionen und prüfe, bevor ich meine Meinung bilde, ob vielleicht ein großer Teil dieser Menge Menschen profitieren könnten und welcher Teil dieser Menschen das wäre. Bisher war es noch immer so, dass genau diese Prüfung bei den Diskutierenden Köpfen die schließlich die Verantwortung tragen sollen für ihre Entscheidungen, auch stattgefunden hat und so Unsinniges gar nicht realisiert wurde. Dumm nur, dass es für diejenigen die aktuell nicht in Regierungsverantwortung sind, viel praktischer ist, wenn „Das Volk“ sich aufregt. Also werden die unsinnigsten Ideen fein gefüttert und gepflegt, damit sich dieser Mist als Ampelpolitik in den Köpfen festsetzt und die tatsächlichen Entscheidungen der Regierenden kaum bemerkt werden.

Wer profitiert?

Deutsches Wahlvolk reagiert auf Angst und Sorgen immer und verlässlich an der Wahlurne mit der Wahl von Konservativen, je größer die Angst, besonders vor dem Fremden, dem Wandel eben grundsätzlich vor Veränderungen, desto sicherer ist es, dass die Stimmen rechts der Mitte landen, oder sogar noch weiter rechts außen. Es ist also kein Wunder, dass CDU und AFD die Sorgen des deutschen Wahlvolks füttern und verstärken, ohne tatsächlich bessere bzw. realistische, umsetzbare Vorschläge zu liefern. Macht nichts, denn selbst in der guten alten Tagesschau wird schließlich immer wieder betont, dass die Ampel Schuld ist und sowieso nur streitet. Wer also will, dass diese ewige Sorge und Angst aufhört, muss nur die Ampel abstrafen, dann ist alles gut. Pech für diejenigen, die sich um unsere Demokratie sorgen, denn deren „linksgrünversiffte“ Meinung ist einfach nicht so interessant, bedient halt einfach nicht die echten Sorgen des „Deutschen Volkes“.

Je extremer je lieber!

Mit meiner Einstellung: „Jeder Extremist ist Mist!“ scheine ich inzwischen ziemlich einsam zu sein, denn die allermeisten mit denen ich mich unterhalte finden die extremen Positionen von links- oder rechtsaußen eigentlich ganz prima. Die Wahlergebnisse in Thüringen und Sachsen bestätigen da ja meinen Eindruck, denn wenn die beiden klaren Wahlsieger einerseits eine lupenreine Kommunistin und noch deutlicher auf der anderen Seite ein Faschist sind, dann funktioniert Extremismus ja wieder ziemlich gut. Ganz nebenbei bemerkt: Das Geschwür an dem die Weimarer Republik einst starb, fing auch in Thüringen an. Aber das nur nebenbei, ich will ja niemandem Angst machen. Die CDU hat sich auf jeden Fall erfolgreich in die Situation gebracht, dass sie nur noch mit einer der beiden Extreme eine Regierung bilden könnte. Da ist es ja echt Glück, dass sie ihre Brandmauer noch nicht gegen diejenige aufgestellt haben, die früher bei der Linken genau dafür verantwortlich war, dass die Linke für die CDU niemals als Partner möglich schien. Aber wie sagte einst der CDU-Kanzler Adenauer so weise:“ Was interessiert mich heute mein Geschwätz von gestern?“

Und was hat Putin damit zu tun?

Ganz vorsichtig deuten ja die ersten Medien leise an, dass sie total investigativ einer Enthüllung auf der Spur sind, die irgendwas mit Russland zu tun haben könnte. Ja, nach so vielen Jahren, so vielen Wahlen weltweit, Krisen und Kriegen in aller Welt, kommt auch in Deutschland irgendwer auf die Idee, dass eventuell jemand ein Interesse daran haben könnte, unsere Demokratie zu zerstören. Ach ne Moment, nicht nur unsere Demokratie, sondern die gesamte demokratisch funktionierende Welt. Selbst die Länder in denen sich die Menschen auf den Weg machen wollten, ihre Diktatoren aus dem Palast zu jagen, um die Freiheit der Demokratie zu versuchen, bekommen diesen scharfen Ostwind aus dem Kreml zu spüren. Die einfache Frage „Wer wirklich profitiert“, wem all die Krisen und Kriege wirklich nutzen könnte, die darf anscheinend nur ganz leise gestellt und beantwortet werden. Dabei wäre es so einfach sich einen Überblick zu verschaffen und 1+1 zusammenzurechnen. Dafür bräuchte es nur etwas mehr Gelassenheit und ein-zwei Schritte auf der Zoomtaste zurück, um Zusammenhänge zu erkennen. Seit der kalte Krieg beendet schien und die Sowjetunion zerfallen ist, gibt es im Kreml diese Idee, dass es ja nun einmal völlig unmöglich ist am Ende doch noch verloren zu haben. Mir scheint, da weiß jemand eben sehr genau, mit welchen Triggern man in Deutschland, aber auch in den USA und in der ganzen demokratischen Welt, Einfluss im Sinne der eigenen Interessen nehmen kann.

Mach die Presse unglaubwürdig, dann die Justiz, der Rest läuft von selbst!

Wenn diejenigen, die mit ihrer Berichterstattung Einfluss auf die Meinungsbildung nehmen, sich doch endlich auch darauf besinnen würden, was mit unserer wunderbaren Pressefreiheit passiert, sobald das Vertrauen in unsere Demokratie erschüttert ist… Aber nein, vor lauter Angst, man könnte vom Internet überholt werden, ballert man lieber die Propaganda und die Narrative raus, die bei genauerer Betrachtung und nach sauberer journalistischer Arbeit als genau das enttarnt würden, um ja nicht als manipulative Lügenpresse bezeichnet zu werden. Ok, vielleicht täuscht mich mein Eindruck, aber aktuell macht es mich echt nervös, wenn noch am Wahlabend am 1. September 2024 ein prominenter Journalist und gern genommener Talkshowgast als einzige Analyse des Wahlergebnisses die ewig gleiche Leier spielt: Die Ampel ist Schuld!“ Wenn das alles ist, was die Wahlergebnisse uns sagen, dann Gute Nacht Deutschland! Erst stirbt die Freiheit dann die Demokratie und mit ihr alles was wir in den letzten 75 Jahren erreicht haben.

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2 Gedanken zu „Die Ampel ist Schuld

  1. Angie Beitragsautor

    Danke Knut
    Das sind wenigstens Kritikpunkte mit denen ich was anfangen kann. Manches könnte sich erklären lassen, wenn sich die Kritisierten dazu äußern würden. Lausche ich der Nachwahl-Diskussion, scheint mir aber, dass die demokratische Mitte (inklusive CDU/CSU und auch der Linken) den Schuss einfach immer noch nicht hört. Sagt ein Ampel-Vertreter „Wir müssen besser kommunizieren, der Kanzler muss unsere Politik besser erklären“ findet sich schnell jemand der genau diese Aussage so massiv kritisiert, dass sich das Thema schnell wieder auf „Die Ampel ist Schuld“ dreht.

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  2. Knut Wetter

    Hej Angie,
    leider sind wir auf dem Weg dahin: Erst stirbt die Freiheit dann die Demokratie und mit ihr alles was wir in den letzten 75 Jahren erreicht haben.
    Demokratie ist anstrengend – leider hat es die Ampel m.E. versäumt, das Wahlvolk mitzunehmen, zu erklären oder schlicht gesagt „zu kommunizieren“ und den Politikstil zu verändern. Nach den Krisen, Corona und Ukraine, hätte ich mir Klartext gewünscht, was sind die zukünftigen Herausforderungen und wie gehen wir es gemeinsam an. Stattdessen „nicht alle für ein Ziel, sondern jeder gegen jeden“. Sehr enttäuscht bin ich vom Kanzler Scholz, der angekündigt hatte: Wer Führung bestellt, bekommt diese auch“. Nicht gezeigt, nicht umgesetzt und wenig Präsenz gezeigt. Hätte er doch mit dem „Kanzlervolutm“ ( ich glaub so heisst das) die Koalition auf Linie bringen können. Stattdessen versteckt man sich hinter der Schuldenbremse und bleibt die Antwort, wie die Probleme zu lösen und zu finanzieren sind, schuldig.
    Ich stimme Dir zu, das die CDU leichtes Spiel hatte und keine Lösungen angeboten hat. Mit einer Kommunikation auf breiter Front, hätte man sie entlarven können. Stattdessen ist man auf den AFD Themen mitgeschwommen und hat die Sorgen und Ängste nicht ernst genommen und sogar noch geschürt.
    LG, ich hoffe es geht Dir gut.
    Knut

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